300 Jahre »moderne« Freimaurerei

Der 24. Juni ist weltweit für viele Menschen ein besonderer Tag. Ein ganz besonderer Tag ist er in diesem Jahr für Schwelms ältesten Verein: Die Freimaurer-Loge »Zum Westfälischen Löwen« feiert heute nicht nur wieder den Johannistag, sondern mit Logen weltweit auch das 300-jährige Jubiläum der sog. »modernen Freimaurerei«. Denn am 24. Juni 1717 hatten sich im Londoner Gasthaus »Goose and Gridiron« vier Freimaurer-Logen zur ersten Großloge der Welt zusammen geschlossen.

Das Datum gilt seitdem als eine Art Geburtstag der Freimaurerei – obwohl diese nachweislich eigentlich wesentlich älter ist:

Protokolle des Vorläufers der bis heute existierenden schottischen Loge »Mother Kilwinning« sollen beispielsweise bis 1642 zurückreichen. Und der Begriff »Freemason« (Freimaurer) taucht schon 1396 in Dokumenten der Kathedrale von Exeter auf – kein Wunder, sind Freimaurerlogen doch aus den Steinmetzbruderschaften des Mittelalters hervorgegangen, also den Vereinigungen der Männer, die Bauwerke wie den Kölner Dom geplant und errichtet haben.

Der Übergang von den wirklich handwerklich tätigen Steinmetz-Bruderschaften zur heute existierenden symbolischen Freimaurerei war ein fließender Prozess. Und der 24. Juni 1717 bzw. die erste Freimaurer-Großlogengründung gilt als Abschluss dieser Entwicklung und damit als Geburtstag der sog. »modernen Freimaurerei«.

Die Gründung am Johannistag war übrigens ganz bewusst gewählt: Johannes der Täufer ist Schutzpatron der Steinmetze und Freimaurerlogen, die die ersten drei Erkenntnisstufen – Lehrling, Geselle, Meister – vermitteln. Außerdem fällt jährlich in den Zeitraum um den 24.06. auch die Sommersonnenwende, die in vielen Kulturen und Religionen eine herausragende symbolische Bedeutung hat. Und da in der Freimaurerei speziell die Symbolik des Lichts (für Mitmenschlichkeit und Erkenntnis) wichtig ist, passte der Tag besonders gut.

Schwelms Freimaurer feiern den Tag gemeinsam mit anderen Logen beim traditionellen »Johannisfest«. Und natürlich denken die Logen-Mitglieder dabei auch an das 300-jährige der Freimaurerei und das 225-jährige ihres »westfälischen Löwens«. »Die Loge ist zwar eine der ältesten Deutschlands, hat es aber im Gegensatz zu vielen anderen nie zu einem eigenen Haus gebracht«, erklärt Logenmeister Dr. Trajan Gamber.

»Wir treffen uns immer noch im Gesellschaftsraum eines Gasthauses bei Kerzenschein, zum Austausch und gemeinsamen Essen und zum Innehalten bei unseren meditativen Jahrhunderte alten Ritualen. Also ganz bodenständig, so wie die ersten modernen Freimaurer am 24. Juni 1717 in London, zur Arbeit am rauen Stein. Das ist unser zeitloses Symbol für die eigene Persönlichkeit mit Macken, Ecken und Kanten, an denen jeder für ein besseres Miteinander feilen soll.«


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